Am 18. September 2003
jährt sich zum 20. Mal der Todestag von Friedrich Heer, der
in den ersten Jahrzehnten nach der NS- und Weltkriegs-Katastrophe
das geistige Leben in Österreich nachhaltig befruchtet und
entscheidende Impulse für viele heute als selbstverständlich
empfundene Entwicklungen gegeben hat.
Mit dem "Gespräch der Feinde"
(1949) lieferte er einen wesentlichen Anstoß für den
Dialog innerhalb der katholischen Kirche, der christlichen Kirchen
miteinander sowie der Kirchen mit Gesellschaft und Staat. Die Versöhnung
von Kirche und sozialdemokratischer Arbeiterschaft durch Kardinal
Franz König bezog von dorther wichtige Impulse. Eine große
Zahl von stark historisch inspirierten Büchern widmete Heer
dem Gedanken einer Zusammengehörigkeit aller Staaten Europas,
wofür er jedoch das Bewußtsein nationaler Eigenheit ("Der
Kampf um die österreichische Identität" 1981) als
Voraussetzung erachtete.
Zu den untilgbaren Spuren, die Friedrich
Heer in Österreichs Geistesleben hinterlassen hat, gehört
auch sein Eintreten für eine Erneuerung der katholischen Kirche,
die er im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils schon vor diesem
verfocht, und sein Plädoyer für eine liebende Bejahung
von Juden und Judentum ("Gottes erste Liebe" 1967). Heer
las an der Universität Wien über die Geistesgeschichte
Europas, aber zu einer Berufung als ordentlicher Universitätsprofessor
konnte sich die damalige Philosophische Fakultät nicht durchringen.
Seine Gedanken verbreitete Friedrich
Heer außer in seinen vielen Büchern (auch Romanen) wortgewaltig
vor allem in der katholischen Wochenzeitung "Die Furche"
und anderen führenden Journalen sowie in Vorträgen und
Diskussionsveranstaltungen im In- und Ausland. Aus der "Furche"
1961 als zu "linkskatholisch" verdrängt, diente er
20 Jahre lang dem Burgtheater als Dramaturg. Seiner manischen Schreibbesessenheit
folgte er als Essayist und Rezensent bis zu seinem Tod am 18. September
1983.
Seine große Stärke war, wie
ihm der Soziologe Leopold Rosenmayr attestierte, "die Fähigkeit,
zum Exemplarischen vorzudringen". Eben deshalb hat er
auch Heutigen noch viel zu sagen.
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